DAS GASTHAUS „ZUM EINHORN-STAFLER“ IN MAULS

Zweifellos zählt das altehrwürdige Gasthaus „Zum Einhorn-Stafler“ zu den traditionsreichsten Gasthöfen des Eisacktales. Ein Fresko an der Hausmauer zeigt ein springendes Einhorn und eine Sonnenuhr; darunter hängt ein schmiedeeisernes Schild mit einem Einhorn.
Das Einhorn ist ein uraltes Fabeltier und Symbolfigur; außer in Mauls gibt es auch noch in Mals in Vinschgau ein Gasthaus „Zum Einhorn“. – Zum „Stafler“ in Mauls gehören noch einige landwirtschaftliche Gebäude sowie eine Dependance. Früher befand sich neben dem Gasthaus eine Schmiedewerkstatt und in der Seebergasse stand eine zum Gasthof gehörende alte Mühle.

Aus der Familiengeschichte

Schon um das Jahr 1571 wird ein Alexander Schmiedel als Wirt vom „Einhorn“ in Mauls erwähnt.
Ungefähr in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts saß auf dem Gastbetrieb ein Bartholomäus Pachmann, welcher mit einer Marghareta Atzwanger (wahrscheinlich aus der Mühlbacher Linie) verheiratet war und im Jahre 1687 im Alter von 32 Jahren starb. Seine Witwe Marghareta heiratete danach ihren entfernt verwandten Vetter Franz Atzwanger, der nun längere Zeit Wirt vom „Einhorn“ in Mauls war. Als dann seine sechs Stiefkinder volljährig geworden waren, wurde er Rosenwirt in Sterzing, wo er 1722 starb.

Als diese Linie der Atzwanger erlosch, wurde das heutige Gasthaus von einem Johann Nagele, Rößlwirtssohn aus Gries am Brenner, im Jahre 1767 angekauft. Deshalb wird das Gasthaus noch heute im Volksmund „Beim Nagele“ genannt. 1771 brannte das Haus ab. Dieser Johann Nagele übernahm 1772 auch den Gasthof „zur Krone“ in Sterzing wo sein Name auch weiterlebt. Nagele taucht im Jahre 1774 wieder als Wirt in Mauls auf, muß aber nach 1774 endgültig nach Sterzing übersiedelt worden sein. Er hat aber das Maulser Gasthaus nicht verkauft; seine Tochter Walburga übernahm und führte es. Diese heiratete im Jahre 1792 den „Hausmeister“ Georg Staffler, Sohn eines Michael Staffler aus Klobenstein.

Dieser Georg Staffler dürfte vom Stafflerhof aus Siffian am Ritten stammen, wo diese Familie seit dem Jahre 1481 urkundlich nachweisbar ist. In Klobenstein blieben die Staffler bis in das 20. Jahrhundert Besitzer. Die Maulser Staffler hingegen die seither ihren Namen mit einem „f“ schreiben, verschwägerten sich dann mit den angesehenen Tiroler Wirtsfamilien, wie z.B Atzwanger, Nagele, Wolf, Aigner und verblieben somit in ihren alten Wirtstradition.

Um 1830 werden ein Johann Stafler und eine Theresia geb. Wolf genannt. Theresia Wolf, geb.am 02. August 1795, stammte aus einer Wirtsfamilie in Steinach am Brenner. Aus der Ehe mit Johann Stafler entsprossen fünf Kinder, welche aber schon im Kindesalter starben. Johann Stafler starb am 29. Juni 1840 im 47. Lebensjahr, seine Gattin Theresia am 25. Dezember 1863.

Um 1888 finden wir wieder einen Johann Stafler (geb. 11 April 1861 gest. am 24. Oktober 1937) als Inhaber eines Gast- und Wirtsbetriebes mit Fremdenherberge verzeichnet.
Seine Ehefrau Karolina geb. Aigner (geb. 9. Jänner 1860 gest. 20. Dezember 1851 in Mauls) war eine Tochter des Rösslwirts in Gries am Brenner.

Hernach ging der Gastbetrieb an den Sohn Robert (geb. 22 September 1896, gest. 2. September 1959) über, der das stattliche Gebäude 1950 und 1952 geschmackvoll erweitern und erneuern ließ. Ebenso wurde das schon früher erworbene „Kerscherhaus“ restauriert und teilweise für Dienstbotenwohnungen ausgebaut.
Der jetzige Besitzer Hans Stafler ließ 1976 das Gasthaus durch einen großen Zubau der heutigen Zeit entsprechend erweitern und modernisieren (Hallenbad, Bar, Parkanlagen) und die ehemalige Kegelbahn zu einer Privatwohnung ausbauen. Heute führt diese Gaststätte im Verband der „Romantik Hotels“ den Rang eines Dreisternehotels und kann sich seiner über 300jährigen Vergangenheit rühmen.

Berühmte Gäste

Dieses traditionelle Wirtshaus am klassischen Brennerweg, dessen altdeutsches, gotisches Trinkstübchen und Speisesaal in Tiroler Renaissance in Reisebüchern um die Jahrhundertwende besonders berühmt wurde, beherbergte gar manche Reisende aus aller Herren Länder – Aristokraten, Künstler, Geistliche, Fuhrleute, Soldaten, Bauern und Bürger. Es würde zu weit gehen, hier alle aufzuzählen, doch seien die wenigstens einige erwähnt.

So schrieb z.B. Herr von Blainville 1707 in seinem Reisebericht: „Am 05. Februar verließen wir mit anbrechendem Tag Sterzing und kamen bei dem kleinen Dorf Mauls an, wo ein Zollhaus steht. In Mauls steht eines der traditionsreichsten Gasthäuser auf dem Brennerweg im Wipptal. Die Grundlage dieses Hauses dürfte so alt sein wie das 1271 erbaute Schloß Welfenstein…“

Der Reiseschriftsteller August Lewald lobte in seiner Reisebeschreibung von 1838 das „Nagele-Wirtshaus“ besonders. „Man findet hier in einem gewöhnlichen jedoch sehr reinlichen Dorfwirtshause einen Comfort, den man in manchen städtischen Gasthofe vermissen würde, einen schmackhafte Küche und dazu die billigste Bedienung. Man kann ihn sehr empfehlen!“

Als weitere prominente Gäste seien genannt Prof. Edgar Meyer, Schloßherr zu Welfenstein, Theaterregisseur Otto Tressler aus Wien, der Wiener Bildhauer Franz Schmidt und der berühmte Franz Defregger, der hier im August 1905 weilte.

An Offizieren seien erwähnt der italienische Admiral Manlio Tarantini aus Rom (gest. 1963), welcher mit seinen Familienangehörigen den Urlaub viele Jahre hindurch beim Stafler verbrachte. Im Jahre 1915 weilte dort auch Oberstbrigadier Ludwig von Dirkes, Inspektor der k.k. Marschformation der X Armee.

Während des Ersten Weltkrieges bezog der italienische Heerführer General Luigi Cadorna mit seinem Stabe dort sein Quartier. Eine in italienischer Sprache verfaßte Marmortafel erinnert heute noch an seine Anwesenheit; die deutsche Übersetzung lautet: „Graf Luigi Cadorna, Marschall von Italien – Einfach im Leben, groß in seiner stillen Erinnerung, beschaulich in christlicher Erwartung verbrachte er erquickend und trostvoll seinen letzten Jahre hier beim geweihten Brenner“

Im August 1951 traf der englische Oberbefehlshaber der Atlantikstreitkräfte, Feldmarschall Montgomery, der anläßlich der Festungsanlagen und Kasernen in Südtirol gekommen war, mit seinem Gefolge zum Mittagsmahl ein. Ende März 1970 gab es ein Ehrenfrühstück für den englischen Armeebefehlshaber General Sir Geoffrey Baker.

Einen Höhepunkt erlebte das Gasthaus wohl, als Mitte Jänner 1984 in Anwesenheit mehrerer Politiker des gesamten Tirols der Veranstaltungskalender für das Gedenkjahr 1809-1984 im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde.

Erwähnenswert ist, daß während des Einmarsches der Bayern 1810 in Mauls ein Trupp hinterm „Nagele“ Wirtshaus lagerte.

Und schließlich darf auch nicht unerwähnt der bayrische Landtagspräsident Dr. Franz Heubl mit Familie bleiben, der als Gast oft und gerne beim „Stafler“ verweilt, von wo aus er seine Bergtouren antritt.
Trotz dem Bau der Autobahn hat dieser Gasthof, der als Wirtshausschild das Einhorn trägt, nichts an der Anziehungskraft verloren und konnte bis heute seine typisch tirolische Eigenart erhalten.

Verfasser: Willi Tolpeit am 11. September 1987 in der Dolomiten